top of page

McKinsey-Report 2024: Die 5 größten HR-Herausforderungen und wie Unternehmen sie meistern können

Autorenbild: Siegbert WeissbrodtSiegbert Weissbrodt

Kontext

Unsere derzeitige Arbeitswelt steht vor einer Zeitenwende: Der demografische Wandel, technologische Fortschritte und neue gesellschaftliche Erwartungen an Arbeit verändern die Rahmenbedingungen in einem bislang nicht gekannten Tempo. Der Fachkräftemangel verschärft sich zunehmend und betrifft nicht mehr nur spezialisierte Bereiche, sondern zieht sich quer durch nahezu alle Branchen. Mitarbeitende stellen wachsende Ansprüche: Neben einer höheren Vergütung erwarten sie zunehmend flexible Arbeitsmodelle, individuelle Entwicklungsperspektiven und ein stärkeres Engagement ihrer Arbeitgeber für gesellschaftliche Themen. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor der Aufgabe, ihre Prozesse effizienter zu gestalten, um im globalen Wettbewerb nicht zurückzufallen. Das Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Herausforderungen und der Entwicklung langfristig tragfähiger Strategien verlangt eine klare Ausrichtung und gezieltes Handeln.


Der McKinsey HR-Monitor 2024 beleuchtet diese Entwicklungen und zeigt auf, wo dringender Handlungsbedarf besteht. Die repräsentative Befragung von über 1.500 Unternehmen und 3.000 Mitarbeitenden in Europa – darunter ein Schwerpunkt auf Deutschland – zeigt, dass viele Organisationen noch nicht ausreichend auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorbereitet sind.

Die Ergebnisse im Überblick:


  • Nur 60% der Unternehmen planen ihren Personalbedarf systematisch, was dazu führt, dass Schlüsselpositionen unbesetzt bleiben.

  • 25% der Mitarbeitenden erhielten im letzten Jahr keine Weiterbildung, was die Kluft zwischen vorhandenen und benötigten Qualifikationen weiter vergrößert.

  • Unternehmen können lediglich zwei Drittel der Kandidat:innen, denen ein finales Angebot unterbreitet wurde, überzeugen, den Vertrag zu unterezeichnen, was oft an langsamen Prozessen oder fehlender Attraktivität der Arbeitsbedingungen liegt.


Die Studie zeigt: Wer zukunftsfähig sein will, muss sich diesen Herausforderungen aktiv stellen. Dabei reicht es nicht, nur punktuell nachzubessern. Unternehmen brauchen ganzheitliche HR-Strategien, um langfristig erfolgreich zu sein.


 

(1) Personalplanung: Vom Reagieren zum Agieren

Eine unzureichende Personalplanung wirkt sich auf alle Bereiche eines Unternehmens aus. Fehlendes Personal in Schlüsselpositionen führt nicht nur zu Produktivitätseinbußen, sondern auch zu einer Überlastung der bestehenden Teams.

:

Die Herausforderungen

  • Unbesetzte Schlüsselpositionen: Laut McKinsey können vakante Positionen in strategisch wichtigen Rollen zu einem Umsatzverlust von bis zu 3% pro Jahr führen, insbesondere in IT, Forschung und Vertrieb.

  • Überlastung der Belegschaft: Mitarbeitende müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen, was ihre Arbeitszufriedenheit und Motivation nachhaltig beeinträchtigt. 42% der Befragten geben an, sich regelmäßig überfordert zu fühlen.

  • Kostenintensive Notlösungen: Kurzfristige Interimslösungen wie der Einsatz von Beratern oder Freelancern sind oft deutlich teurer als langfristig geplante Einstellungen

    .

Unsere Tipps

  • Szenario-Planung: Mit prädiktiven Analysetools können Unternehmen den Personalbedarf präzise modellieren und Faktoren wie demografische Entwicklungen, Fluktuationen und Wachstumsziele berücksichtigen.

  • Critical Role Mapping: Identifizieren Sie Positionen mit besonders hoher strategischer Relevanz und erstellen Sie detaillierte Nachfolgepläne.

  • Quick Win: Erstellen Sie eine Excel-basierte Übersicht Ihrer Schlüsselrollen und gleichen Sie diese regelmäßig mit aktuellen Besetzungen ab, um Lücken frühzeitig zu erkennen.


 

(2) Recruiting: Geschwindigkeit und Attraktivität als Erfolgsfaktoren

Die Konkurrenz um die besten Talente wird immer intensiver. Ein schneller und transparenter Bewerbungsprozess kann den entscheidenden Unterschied machen, um Kandidat:innen für sich zu gewinnen.

Die Herausforderung

Das Rennen um die besten Talente wird zunehmend härter. Unternehmen verlieren potenzielle Top-Kandidat:innen häufig an Wettbewerber – und das nicht nur wegen des Gehalts. McKinsey zeigt auf:

  • 24% der Bewerber:innen ziehen ihre Bewerbung zurück, weil der Einstellungsprozess zu lange dauert.

  • 33% der Kandidat:innen sehen flexible Arbeitsmodelle als entscheidenden Faktor bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

Besonders junge Talente (Generation Z) erwarten klare Karriereperspektiven, attraktive Benefits und schnelle Entscheidungsprozesse.


Unsere Tipps

  • Optimierung des Bewerbungsprozesses: Verkürzen Sie die Time-to-Hire um mindestens 20%, indem Sie digitale Tools und automatisierte Prozesse nutzen.

  • Attraktive Angebote schaffen: Flexibilität in Form hybrider Arbeitsmodelle und transparente Karriereschritte sind entscheidend, um Talente langfristig zu binden.

  • Quick Win: Integrieren Sie Kalendertools wie Calendly, um Vorstellungsgespräche direkt durch den Bewerber planen zu lassen und Verzögerungen durch Abstimmungsschleifen zu minimieren.


 

(3) Weiterbildung: Kontinuierliches Lernen als Schlüssel zum Erfolg

Die Anforderungen an Mitarbeitende ändern sich schneller als je zuvor. Ohne gezielte Weiterbildungsmaßnahmen riskieren Unternehmen, den Anschluss an den Markt zu verlieren.


Die Herausforderung

Weiterbildung bleibt in vielen Unternehmen eine Schwachstelle. Laut McKinsey hat ein Viertel der Mitarbeitenden im letzten Jahr keine Schulung erhalten. Besonders in dynamischen Branchen führt dies schnell zu einem Kompetenzdefizit, das Unternehmen teuer zu stehen kommen kann.

  • 68% der Mitarbeitenden wünschen sich mehr Entwicklungs- und Schulungsangebote von ihren Arbeitgebern.

  • Unternehmen, die stark in Weiterbildung investieren, verzeichnen eine 20% höhere Mitarbeiterbindung und eine höhere Innovationsrate.


Unsere Tipps

  • Individuelle Entwicklungspläne: Erstellen Sie personalisierte Weiterbildungspläne, die auf den Zielen des Unternehmens und den individuellen Karrierewünschen basieren.

  • Regelmäßige Feedbackgespräche: Setzen Sie quartalsweise Gespräche an, um Weiterbildungsbedarfe frühzeitig zu identifizieren und den Status Quo zu dokumentieren.

  • Quick Win: Eine gezielte Gap-Analyse für ausgewählte Schlüsselrollen schafft die Grundlage, um fehlende Kompetenzen systematisch zu identifizieren. Interviews mit Mitarbeitenden in operativen Positionen bieten Einblicke in spezifische Anforderungen und Herausforderungen. Die ermittelten Lücken können durch den gezielten Einsatz digitaler Lernplattformen wie LinkedIn Learning pragmatisch geschlossen werden, um die Leistungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der betrachteten Rollen nachhaltig zu stärken.


 

(4) Mitarbeiterbindung: Wertschätzung sichtbar machen

Die Bindung von Mitarbeitenden ist eine der größten Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt. In einer Zeit, in der Fachkräfte heiß umkämpft sind, genügt es nicht, Talente nur zu gewinnen – sie langfristig im Unternehmen zu halten, erfordert gezielte Strategien. Wertschätzung, transparente Kommunikation und eine starke Unternehmenskultur sind dabei entscheidende Faktoren, die weit über finanzielle Anreize hinausgehen. Unternehmen, die auf diese Aspekte setzen, stärken nicht nur die Loyalität ihrer Mitarbeitenden, sondern schaffen ein Umfeld, in dem sich Talente entfalten und nachhaltig zum Unternehmenserfolg beitragen können.


Die Herausforderung

Die Hauptgründe für eine Kündigung sind fehlende Wertschätzung, unattraktive Vergütungsmodelle und eine schwache Unternehmenskultur. McKinsey zeigt:

  • 58% der Mitarbeitenden nennen Vergütung und Zusatzleistungen als entscheidenden Faktor für ihre Bindung ans Unternehmen.

  • 37% der Befragten wünschen sich mehr Transparenz und Wertschätzung durch ihre Führungskräfte.


Unsere Tipps

  • Puls-Checks: Befragen Sie Ihre Top-Talente regelmäßig, was sie schätzen und welche Verbesserungen sie sich wünschen.

  • Werte sichtbar machen: Investieren Sie in interne Kommunikationskampagnen und Team-Workshops, um Ihre Unternehmenskultur zu stärken.

  • Quick Win: Ziele klar definieren und transparent kommunizieren, sodass Mitarbeitende verstehen, wie ihre Leistung zur Erreichung der Unternehmensziele beiträgt. Regelmäßige Updates durch das Management und die Führungskräfte stellen sicher, dass alle Mitarbeitenden ihren Beitrag nachvollziehen können.


 

(4) Digitalisierung: Effizienz durch smarte Technologien

Die Herausforderung

Die Digitalisierung der HR-Funktion bietet enormes Potenzial, um Prozesse effizienter zu gestalten und Mitarbeitende besser zu unterstützen. Dennoch zeigt der McKinsey HR-Monitor 2024, dass viele Unternehmen dieses Potenzial noch nicht ausschöpfen. Digitale Lösungen werden oft zögerlich implementiert, und Mitarbeitende fühlen sich in ihrer Nutzung häufig unzureichend unterstützt. Um in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es entscheidend, die Transformation der HR-Prozesse strategisch anzugehen.


Die Herausforderung

Viele Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, ihre HR-Strukturen und -Prozesse zu überdenken und zu digitalisieren. Laut dem HR-Monitor 2024 planen zahlreiche Unternehmen in Deutschland, verstärkt in die Digitalisierung der HR-Funktion zu investieren, um von technologischen Trends wie generativer künstlicher Intelligenz zu profitieren.


  • Geringe Nutzung digitaler Tools: Obwohl Self-Service-Plattformen die Effizienz steigern können, setzen 86% der HR-Abteilungen diese nur für durchschnittlich zwei Dienstleistungen ein.

  • Fehlende digitale Kompetenzen: 26% der Mitarbeitenden geben an, nicht ausreichend geschult zu sein, um digitale Tools effektiv zu nutzen.

  • Niedrige Zufriedenheit mit der HR-Funktion: Nur 47% der Beschäftigten bewerten ihre HR-Abteilung als zufriedenstellend, was oft an ineffizienten Prozessen und mangelnder Transparenz liegt.

  • Zögerliche Einführung: Viele Unternehmen scheuen die Investitionen und Veränderungen, die mit der Einführung digitaler Lösungen verbunden sind.


Unsere Tipps

  • Automatisierung vorantreiben: Implementieren Sie digitale Lösungen für repetitive HR-Prozesse wie Gehaltsabrechnungen oder Urlaubsanträge. Tools wie Workday oder Personio bieten hierfür effektive und schnell einführbare Lösungen.

  • Datenbasiertes HR-Management etablieren: Nutzen Sie HR-Analytics-Tools, um Fluktuationsrisiken zu identifizieren und Weiterbildungspotenziale aufzudecken. Datengetriebene Entscheidungen erhöhen die Treffsicherheit und schaffen Vertrauen.

  • Quick Win: Führen Sie regelmäßige Feedbackschleifen zwischen der HR-Abteilung und den operativen Teams ein, um die Akzeptanz und Nutzung digitaler Tools zu verbessern. Starten Sie mit kurzen Umfragen, um Hindernisse zu identifizieren, und bieten Sie gezielte Mikro-Schulungen oder Anleitungen an, die spezifisch auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten sind. Dies sorgt für schnelle Erfolge und erhöht die Zufriedenheit bei der Nutzung neuer Technologien.


 

Fazit: HR als strategischer Treiber in einer sich wandelnden Arbeitswelt


Die Ergebnisse des McKinsey HR-Monitors 2024 zeigen, dass die HR-Funktion vor einem grundlegenden Paradigmenwechsel steht. Sie muss mehr sein als eine administrative Instanz – sie muss Treiber von Innovation, strategischer Partner des Managements und Gestalter einer zukunftsfähigen Organisation werden.


Unternehmen sollten jetzt einen klaren Fahrplan entwickeln, der die wichtigsten Handlungsfelder adressiert. Dies beginnt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Wo stehen wir? Welche Kompetenzen fehlen? Welche Prozesse müssen überdacht werden? Daraus folgt eine fokussierte Strategie, die HR als zentralen Wertschöpfer im Unternehmen positioniert.


Wer diese Herausforderungen ignoriert, riskiert, Talente zu verlieren, Schlüsselpositionen unbesetzt zu lassen und im globalen Wettbewerb zurückzufallen. Doch für jene, die die Chance nutzen, liegt hier ein entscheidender Wettbewerbsvorteil: die Fähigkeit, nicht nur die eigene Organisation, sondern auch die Zukunft der Arbeit aktiv zu gestalten.



 


Quellenverweis

Die dargestellten Daten und Erkenntnisse basieren auf dem McKinsey HR-Monitor 2024, der eine umfassende Befragung von über 1.500 Unternehmen und 3.000 Mitarbeitenden in Europa – mit einem Schwerpunkt auf Deutschland – umfasst. Die Studie beleuchtet zentrale Herausforderungen der modernen Arbeitswelt und gibt konkrete Einblicke in Personalstrategien, Weiterbildung und Mitarbeiterbindung.

Die vollständige Studie können Sie hier einsehen: McKinsey HR-Monitor 2024.

27 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


W-Solutions Logo
bottom of page