Einleitung
Die Workation, eine Verbindung von Arbeit und Urlaub, gewinnt in der modernen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. Doch wie verbreitet ist dieses Konzept tatsächlich und welche Chancen und Herausforderungen sehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber darin? Die PwC-Studie „Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ aus dem Jahr 2024 gibt Einblicke in diese Fragen.
Auf Basis einer Befragung von 1.000 repräsentativ ausgewählten Arbeitnehmern, die grundsätzlich mobil arbeiten können, zeichnet die Untersuchung ein differenziertes Bild der Akzeptanz, Verbreitung und Entwicklung dieses Trends. Die Befragten aus verschiedenen Branchen bieten dabei eine breite Perspektive auf Wünsche, Erfahrungen und die damit verbundenen rechtlichen und organisatorischen Herausforderungen.
Hier unsere Analyse der zentralen Erkenntnisse:
Verbreitung und Regelungen
Generelle Akzeptanz: 51% der Befragten dürfen ihren Arbeitsort ins Ausland verlegen. Dabei ist es 33% der Arbeitnehmer gestattet, innerhalb der Europäischen Union zu arbeiten, während 18% auch außerhalb der EU mobil arbeiten dürfen. Dennoch ist Workation bei 31% der Befragten nicht gestattet.
Informationslücken: Bemerkenswert ist, dass 18% der Befragten nicht wissen, ob ihr Unternehmen Workation erlaubt, was auf Kommunikationsdefizite in den entsprechenden Unternehmen hindeutet.
Workation als Wettbewersvorteil
·Vorteill: Die Möglichkeit, mobil aus dem Ausland zu arbeiten, entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Für 30% der Arbeitnehmer ist Workation so entscheidend, dass sie ein Jobangebot ohne diese Option ablehnen würden. Besonders bei der jungen Generation (18–29 Jahre) ist dies ausgeprägt: Fast die Hälfte (45%) würde auf einen Arbeitgeber ohne Workation verzichten. Unternehmen, die diese Flexibilität bieten, können sich im Wettbewerb um begehrte Talente klar positionieren und die Attraktivität ihrer Arbeitgebermarke stärken – ein wesentlicher Vorteil angesichts des Fachkräftemangels.
Beliebtheit: Workation gehört mittlerweile zu den gefragtesten Zusatzleistungen, die ein Arbeitgeber bieten kann. Für 26% der Beschäftigten ist es eine der drei attraktivsten Benefits – nur übertroffen von flexiblen Arbeitszeiten (76%), Gewinnbeteiligungen (73%) und bezuschusstem Essen oder freien Getränken (36%). Besonders Beschäftigte, die bereits Workation-Erfahrung gesammelt haben, schätzen diese Möglichkeit stark: 44% von ihnen zählen Workation zu den wichtigsten Zusatzleistungen, während es bei unerfahrenen Arbeitnehmern nur 18% sind. Dies zeigt, wie schnell Workation von einem Zusatz zu einer wesentlichen Erwartung wird.
Interesse und Wünsche der Arbeitnehmer
Hohe Nachfrage: Der Studie zufolge können sich 64% der Arbeitnehmer vorstellen, von der Möglichkeit der Workation Gebrauch zu machen. Dieses Interesse ist besonders ausgeprägt bei den 18- bis 29-Jährigen, von denen 80% an dieser flexiblen Arbeitsform interessiert sind. Mit steigendem Alter nimmt die Begeisterung für Workation ab: Bei den 40–49-Jährigen sind es 66%, bei den 50–59-Jährigen noch 56%, und in der Gruppe der 60–65-Jährigen zeigen lediglich 49% Interesse.
Geschlechtsspezifische Unterschiede: 68% der männlichen und 60% der weiblichen Arbeitnehmer zeigen Interesse an Workation. Die Differenz könnte teilweise durch unterschiedliche familiäre oder soziale Verpflichtungen erklärt werden.
Branchenspezifische Unterschiede
Führende Sektoren: Technologie-, Medien- und Kommunikationsbranchen sowie der Dienstleistungssektor sind bei der Einführung von Workation führend. Hier ermöglichen über die Hälfte der Unternehmen ihren Mitarbeitern Workation.
Nachzügler: Der öffentliche Sektor zeigt deutliche Defizite, mit nur 32% der dort Beschäftigten, die von Workation-Angeboten profitieren können.
Strukturelle und soziale Einflüsse
Unternehmensgröße: Größere Unternehmen (>1.000 Mitarbeitende) bieten Workation häufiger an (54%) als kleinere (<1.000 Mitarbeitende, 46%). Sie verfügen über mehr Ressourcen, um rechtliche, organisatorische und technische Herausforderungen zu bewältigen, während kleinere Unternehmen oft stärker eingeschränkt sind.
Einkommensunterschiede: Arbeitnehmer mit einem höheren Einkommen (über 5.000 Euro) zeigen mit 74% ein stärkeres Interesse an Workation als diejenigen mit einem Einkommen unter 3.000 Euro (55%).
Workation-Erfahrung
Durchschnittliche Dauer: Beschäftigte, deren Arbeitgeber Workation erlauben, können diese im Durchschnitt für 40,5 Tage pro Jahr nutzen. Dies entspricht einer deutlichen Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, als im Mittel nur 30,3 Tage erlaubt waren. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass Unternehmen vermehrt auf die wachsenden Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter nach flexibleren Arbeitsmodellen reagieren.
Wiederholungshäufikeit: Die Studie zeigt, dass Workation-Erfahrungen oft zu Wiederholung führen - 92% der Arbeitnehmer die bereits mobil aus dem Ausland gearbeitet haben, würden diese Möglichkeit erneut nutzen. Dies verdeutlicht, dass positive Erfahrungen mit Workation das Interesse an dieser Arbeitsform nachhaltig stärken. Für Unternehmen ist dies ein Hinweis darauf, dass Workation-Angebote nicht nur einmalige Extras sind, sondern langfristig die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter fördern können.
Rechtliche und organisatorische Herausforderungen
Rechtliche Komplexität: Workation bringt nicht nur Chancen, sondern auch erhebliche Risiken für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sich. Zu den größten Herausforderungen zählen steuerliche und arbeitsrechtliche Fragen: Die Begründung einer Betriebsstätte im Ausland kann zu zusätzlichen Steuerpflichten und erheblichen administrativen Aufwänden führen. Ebenso erfordert die Einhaltung von Sozial-versicherungsvorschriften häufig eine Registrierung im Ausland, was sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer komplex und kostenintensiv ist. Besonders außerhalb der EU erschweren lokale Aufenthalts- und Arbeitsgesetze die Umsetzung. Unternehmen, die diese rechtlichen Rahmenbedingungen nicht sorgfältig prüfen und klare Regelungen schaffen, riskieren Haftungsprobleme, Doppelbesteuerung und unter Umständen auch arbeitsrechtliche Konflikte. Transparente Richtlinien und eine proaktive Kommunikation sind daher essenziell, um diese Risiken zu minimieren.
Fazit: Workation als strategische Schlüsselkomponente moderner Arbeitsmodelle
Die PwC-Studie „Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ unterstreicht eindrucksvoll, dass Workation kein kurzfristiger Trend, sondern ein essenzieller Bestandteil moderner Arbeitsmodelle ist. Für Unternehmen, die im Wettbewerb um die besten Talente bestehen und gleichzeitig die Zufriedenheit sowie Produktivität ihrer Mitarbeitenden steigern wollen, ist Workation längst ein strategischer Imperativ.
Chancen erkennen und nutzen
Workation bietet Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, attraktive Arbeitgebermarken aufzubauen, sondern auch innovative Wege, um Fachkräfte zu binden und zu motivieren. Mit 64% der Beschäftigten, die sich mobiles Arbeiten aus dem Ausland wünschen, ist klar, dass Workation ein wachsender Anspruch in der Belegschaft ist. Besonders bei jüngeren Generationen und hochqualifizierten Fachkräften wird die Flexibilität, Arbeit und Freizeit zu kombinieren, zunehmend als Standard betrachtet. Unternehmen, die dies ermöglichen, verschaffen sich einen entscheidenden Vorteil im „War for Talent“.
Risiken managen, Potenziale freisetzen
Trotz der Chancen darf die Komplexität nicht unterschätzt werden: Steuerliche, arbeitsrechtliche und organisatorische Herausforderungen machen Workation zu einem potenziellen Risiko, wenn es unstrukturiert angegangen wird. Unternehmen, die klare Policies und transparente Kommunikationsstrategien entwickeln, können diese Fallstricke jedoch umgehen und eine stabile Basis für die Umsetzung schaffen. Eine fundierte rechtliche Beratung und abgestimmte Prozesse sind dabei unerlässlich, um Doppelbesteuerung, Betriebsstättenproblematiken und andere Stolpersteine zu vermeiden.
Handlungsempfehlung
Für HR-Verantwortliche und Führungskräfte bedeutet dies: Workation ist kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein „Must-have“ für zukunftsfähige Arbeitsmodelle. Unternehmen sollten:
Strategisch planen: Workation-Angebote klar definieren, Zielgruppen analysieren und Prozesse aufsetzen, die rechtliche und organisatorische Sicherheit bieten.
Kommunizieren und schulen: Mitarbeitende über Richtlinien informieren und Führungskräfte in der Umsetzung schulen, um Transparenz und Einhaltung sicherzustellen.
Datenbasiert evaluieren: Feedback zur Nutzung und Effektivität sammeln, um Workation kontinuierlich zu optimieren und auf die Bedürfnisse der Belegschaft anzupassen.
Mit einer durchdachten Herangehensweise kann Workation nicht nur ein Wettbewerbsvorteil, sondern auch ein Treiber für Produktivität und Innovationskraft sein. Unternehmen, die sich frühzeitig strategisch aufstellen, werden langfristig davon profitieren und die Arbeitswelt aktiv mitgestalten.
Quellenverweis: Die Daten und Erkenntnisse stammen aus der PwC-Studie „Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ aus dem Jahr 2024. Die Studie basiert auf einer Befragung von 1.000 repräsentativ ausgewählten Arbeitnehmern in Deutschland und beleuchtet umfassend die Verbreitung, Akzeptanz und Herausforderungen von Workation. Weitere Informationen sind unter www.pwc.de verfügbar.
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